Direkt zum Inhalt
Bild
Leiter mit Farbeimer in einem Badezimmer
Recht & Steuern
Mietrecht

Schönheitsreparaturen

Hohe Hürden für individuelle Quotenabgeltungsklausel

In der Vergangenheit enthielten die meisten Mietvertragsformulare sogenannte Quotenabgeltungsklauseln. Mit diesen sollte geregelt werden, dass sich der Mieter auch dann anteilig an den Kosten für Schönheitsreparaturen beteiligen muss, wenn bei Auszug aus der Wohnung noch keine Renovierung notwendig ist. Seit dem Verbot durch den Bundesgerichtshof (BGH) im Jahr 2015 sind diese Klauseln aus den Formularverträgen jedoch verschwunden.

 

Mit einem aktuellen Urteil vom 6. März 2024 (VIII ZR 79/22) haben die BGH-Richter diese Auffassung bestätigt. Sie betonten aber gleichzeitig, dass sich dieses Verbot für Formularverträge nicht auch auf individuell zwischen Vermieter und Mieter vereinbarte Quotenabgeltungsklauseln erstreckt. Vielmehr wiesen die Richter explizit auf diese Möglichkeit hin. Allerdings führten sie gleichzeitig aus, dass es für eine individuelle Vereinbarung von Vertragsklauseln immer erforderlich ist, dass der Vermieter diese Klausel ernsthaft zur Disposition stellt und sich deutlich und ernsthaft zur gewünschten Änderung der Klausel bereit erklärt. Das Vorlegen von Wahlmöglichkeiten reicht hierfür nicht aus. Vielmehr müsse der Mieter Gelegenheit haben, alternativ eigene Textvorschläge einzubringen und diese auch durchsetzen zu können.

 

Weigerung trotz Vereinbarung

Im konkreten Fall ist ein Mieter aufgrund einer Vereinbarung in den Mietvertrag des Vormieters eingetreten. In dem ursprünglichen Mietvertrag war eine Quotenabgeltungsklausel enthalten. In der Vereinbarung zum Eintritt in den Mietvertrag war geregelt, dass der Nachmieter diese Pflichten übernimmt. Alternativ wurde ihm auch angeboten, dass der Vermieter die Schönheitsreparaturen übernimmt, dafür aber die Miete um 80 Euro erhöht werde. In der Vereinbarung heißt es weiter, dass der Nachmieter dieses Angebot nach Verhandlungen abgelehnt habe und sich ausdrücklich dazu verpflichtet, die Schönheitsreparaturen (inklusive der Quotenabgeltungsklausel) unverändert zu übernehmen. Bei der späteren Beendigung des Mietverhältnisses weigerte sich der (Nach-)Mieter aber, die anhand der Abgeltungsklausel ermittelte Quote der Kosten für Schönheitsreparaturen zu übernehmen. Diese sei nicht wirksam mit ihm vereinbart worden.

 

Wahlmöglichkeit reicht nicht aus

Der BGH entschied nun, dass die Klausel nur als individuelle Vereinbarung wirksam sein könne. Sie wiesen daher das Berufungsgericht an, weiter nachzuforschen, ob diese Klausel wirklich offen verhandelt wurde. Den Bundesrichtern reichte es hierfür nicht aus, dass der Mieter nur zwischen Übernahme der Schönheitsreparaturen und einer um 80 Euro höheren Miete wählen konnte.

 

Praxistipp

„Der BGH hat mit dieser Entscheidung zwar erneut betont, dass formularmäßig unwirksame Klauseln individuell vereinbart werden können. Er hat aber gleichzeitig klargestellt, dass dies nur wirksam geschehen kann, wenn der Mieter auch die Option hat, diese Vereinbarung folgenlos abzulehnen oder eine eigene Alternative vorzuschlagen. In der Praxis sind individuelle Vereinbarungen daher so gut wie unmöglich, da kaum ein Mieter freiwillig für ihn nachteilige Vereinbarungen akzeptieren wird. Das heißt, dass entweder die Klauseln für den Mieter vorteilhaft sein müssen oder andererseits deren Annahme schon in der Regel ein Indiz dafür ist, dass diese nicht frei verhandelt werden konnten. Insoweit spricht viel dafür, den Versuch aufzugeben, formularmäßig unwirksame Klauseln durch vergleichbare individuelle Vereinbarungen zu ersetzen.“

Verwandte Blogartikel

Wohnsiedlung aus der Vogelperspektive
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Ab 1. Januar 2025 wird die Grundsteuer nach den reformierten Regeln gezahlt. Die ersten Zahlbescheide sind verschickt, weitere werden im Laufe des...

Eigentümer
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

In Eigentümergemeinschaften mit einem Verwaltungsbeirat stellt sich häufig die Frage, welche Pflichten und Befugnisse dem Verwaltungsbeirat zukommen.

Neubau-Häuser mit Mietwohnungen
Recht & Steuern
Mietrecht

Grundsätzlich sind Mietverträge über Wohnraum zeitlich unbefristet. Sie enden nicht zu ei-nem festgelegten Zeitpunkt, sondern erst dann, wenn...

Bundesfinanzhof
Recht & Steuern
Erbrecht

Für vermieteten Wohnraum und für das selbst genutzte Familienheim gibt es eine besondere Erbschaftsteuer-Befreiung. Wie ist das aber, wenn der...

Neubau-Mehrfamilienhaus
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

In vielen Wohnungseigentümergemeinschaften schlummern erhebliche Summen in Erhaltungsrücklagen – oft auf Konten, die kaum Zinsen abwerfen. Dabei...

Weg wird mit Schneeschippe geräumt
Recht & Steuern
Bauen & Wohnen
Wohnungseigentumsrecht

Der Gemeinschaft der Wohnungseigentümer obliegt die Verkehrssicherungspflicht am Grundstück. Sie muss dafür sorgen, dass niemand auf dem Grundstück...

Rechnungsempfang am Laptop
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Alle Unternehmer im Sinne des § 2 des Umsatzsteuergesetzes – und damit auch private Wohnraumvermieter – müssen ab 2025 sogenannte E-Rechnungen...

Rauchende Schornsteine über Wohngebiet
Recht & Steuern
Mietrecht

In Deutschland sind Vermieter verpflichtet, sicherzustellen, dass Mietwohnungen während der Heizperiode, die in der Regel vom 1. Oktober bis zum 30...

Feuchtes Mauerwerk
Recht & Steuern

Muss der Verkäufer einer Wohnung den Käufer über das gesamte Ausmaß von Feuchtigkeitsschäden aufklären? Darüber entschied der Bundesgerichtshof (BGH)...

Kinderwagen in Treppenhaus
Recht & Steuern
Mietrecht

Es kommt regelmäßig vor, dass Mieter im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses die verschiedensten Gegenstände wie Schuhe, Kinderwägen oder Regale...

Moderne Wohngebäude
Recht & Steuern
Mietrecht

Gem. § 556 d Abs. 1 BGB darf bei Abschluss eines neuen Mietvertrages über Wohnraum in einem Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt die Miete zu Beginn...

Jurist am Laptop
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Rechtsberatung aus dem Netz ist schnell verfügbar – aber nicht immer gut. Die Stiftung Warentest hat fünf Plattformen für Online-Rechtsberatung und...

Mehrfamilienhäuser
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

Aufgrund der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) von 2020 haben sich bei Wohnungseigentümergemeinschaften (GdWE) einige Zuständigkeiten...

Schneeschippe in Aktion
Recht & Steuern

Der Winter naht und damit die Frage: Wer muss bei Schneefall den Gehweg räumen und Glätte durch Streuen vorbeugen?

Schornsteinfeger beim Reinigen auf dem Hausdach
Recht & Steuern

Die neuen Heizungsregelungen des seit Anfang des Jahres geltenden Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ziehen weitere Anpassungen bei den Gebührentatbeständen...

 

Jetzt Haus & Grund-Mitglied werden

Sie suchen Rat zu Fragen rund um Ihre Immobilie? Wir sind für Sie da – ganz in Ihrer Nähe. Wir setzen uns engagiert, kompetent und individuell für das private Eigentum unserer Mitglieder ein.