Direkt zum Inhalt
Bild
Blog
Rechtstipp
Claudia Dickmann, Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin)

Was ist ein Mahnverfahren und wann macht es Sinn?

Häufig werden wir in der Rechtsberatung gefragt, wie die weiteren juristischen Schritte aussehen können, wenn der Mieter die vertraglich vereinbarten Zahlungen schuldig bleibt. Sofern eine Kündigung des Mietverhältnisses- aus welchen Gründen auch immer - nicht in Betracht kommt, ist eine schnelle und relativ kostengünstige Möglichkeit die Einleitung eines Mahnverfahrens.

Das Mahnverfahren gliedert sich grundsätzlich in die Beantragung eines Mahnbescheids und kurze Zeit später in die Beantragung eines Vollstreckungsbescheids. Die Bundesländer haben die Bearbeitung von Mahnsachen auf Zentrale Mahngerichte konzentriert. Für das Bundesland Schleswig-Holstein ist z.B. das Zentrale Mahngericht beim Amtsgericht Schleswig zuständig.

Bei dem Zentralen Mahngericht kann der Gläubiger, also Sie als Vermieter, unter Verwendung der erforderlichen Formulare einen Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids stellen. Entscheidend ist, dass das richtige Formular verwendet wird und die Adresse des Schuldners, also des Mieters, bekannt ist. Sofern Sie über einen Internetzugang verfügen, kann ein Antrag online ausgefüllt, ausgedruckt, unterzeichnet und an das Mahngericht versendet werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit ein entsprechendes Formular im Schreibwarenhandel käuflich zu erwerben, auszufüllen und dann zu versenden.

Voraussetzung für die Beantragung ist, dass es sich um eine Geldforderung handelt, die der Mieter schuldig geblieben ist. Häufigste Fälle sind offene Mietzinszahlungen oder geltend gemachte Schadensersatzansprüche wenn keine Kaution hinterlegt worden ist.

Sie sollten berücksichtigen, dass das Mahngericht lediglich prüft, ob nach den Behauptungen des Antragstellers der Anspruch besteht. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass Ihre Forderung genau bezeichnet ist. Sofern ein Mahnbescheid erlassen wird, enthält der Bescheid den Hinweis, dass das Gericht nicht geprüft hat, ob der geltend gemachte Anspruch tatsächlich besteht. Dies müsste der Antragsgegner selbst prüfen und, sofern er sich gegen den Mahnbescheid wehren will, binnen zwei Wochen ab Zustellung des Mahnbescheids Widerspruch einlegen. Wenn dies geschieht, gibt das Mahngericht die Mahnsache an das vom Gläubiger angegebene Gericht ab.

Erfolgt kein Widerspruch des Antragsgegners, erlässt das Mahngericht auf einen weiteren Antrag des Gläubigers hin einen Vollstreckungsbescheid. Gegen diesen kann der Antragsgegner innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Auch in einem solchen Fall wird die Sache vom Mahngericht dann von Amts wegen an das angegebene Gericht abgegeben.

Die Einleitung eines Mahnverfahrens macht insbesondere dann Sinn, wenn nicht damit zu rechnen ist, dass der Antragsgegner sich gegen die Forderung zur Wehr setzen wird. Darüber hinaus macht dieses Verfahren Sinn, wenn die Verjährung einer Forderung gehemmt werden soll. Eine solche Hemmung der Verjährung könnte sogar schon mit Eingang des Antrags erfolgen, wenn die Zustellung demnächst erfolgt, d.h. im Regelfall innerhalb von 2-4 Wochen wie der Bundesgerichtshof entschieden hat (BGH WuM 2015, 645; ZMR 2012,563).

Sollten Sie fachliche Unterstützung oder Beratung wünschen, wenden Sie sich gern an uns. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin mit dem für Sie zuständigen Rechtsberater des Landesverbandes über unser Büro in Kiel: 0431- 66 36 110

Verwandte Blogartikel

Asbest
Rechtstipp

Die Änderung der Gefahrstoffverordnung wurde vom Bundesrat ohne Verschärfungen für Eigentümer verabschiedet.

Urteil
Rechtstipp

Die Eigenbedarfskündigung ist ein gesetzlicher Kündigungsgrund, dem in der Praxis eine hohe Relevanz zukommt. Benötigt die Vermieterin das Mietobjekt

Klimaschutz
Rechtstipp

Eigentümer müssen sogenannten Überwuchs zurückschneiden, die auf das Nachbargrundstück herüberragen. Doch wie ist die Rechtslage, wenn der „Nachbar“

Grundsteuer Musterklage
Rechtstipp

Irgendwann ereilt uns alle das gleiche Schicksal: Das Leben findet unweigerlich sein Ende. Ob unerwartet oder absehbar, jung oder alt, krank oder

Tinyhouse
Rechtstipp

Tiny Houses erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, doch rechtliche Fragen stellen potenzielle Eigentümer oft vor Herausforderungen. In Deutschland

Grundsteuer Musterklage
Rechtstipp

Der Bundestag erlaubt virtuelle Eigentümerversammlungen bei Zustimmung von drei Vierteln der Eigentümer. Eine jährliche Präsenzversammlung bleibt bis

Bauherren_iStock-1396823211.jpg
Rechtstipp

Wir erleben es immer wieder: es bestehen Unstimmigkeiten zwischen Ihnen als Vermieter und dem Mieter über die Höhe der Miete oder anderen

Vermieter_GettyImages-748337483.jpg
Rechtstipp

Wenn es um den Erwerb von Grundstücken geht, gibt es einige gesetzliche Regelungen, die unbedingt beachtet werden müssen, um rechtliche Probleme zu

Schock, Recht, Miete
Rechtstipp

Die Möglichkeiten von menschlichen Verfehlungen sind vielfältig – so auch im mietrechtlichen Bereich. Ausbleibende Mietzahlungen, übermäßige

Kosten Vermieten
Rechtstipp

In 62 Kommunen in Schleswig-Holstein sind Mieterhöhungen ab dem 01.Mai 2024 auf 15 Prozent in drei Jahren begrenzt. Die Landesregierung hat eine

Bauschadenermittlung Kiel
Rechtstipp

In der Regel muss der Mieter für bauliche Veränderungen an der Mietsache die Zustimmung des Vermieters einholen. Keine Zustimmung muss lediglich bei

Immobilienberatung Kiel
Rechtstipp

Wer seine Immobilie besser gegen Einbrüche absichern will, kann dafür Fördermittel des Landes bekommen. Dafür hat das Land für 2024 800.000 Euro zur

Mieterhöhung
Rechtstipp

Es stellt sich die Frage, ob Vermieter eine Mieterhöhung auch ohne einen Mietspiegel vornehmen können. Zum Beispiel indem ein Sachverständiger

Urteil
Rechtstipp

Was ist die neue GbR? Es gibt nunmehr eine eingetragene GbR, die eGbR. Das bedeutet, diese GbR wird in ein GbR-Gesellschaftsregister eingetragen.