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Frau arbeitet an Laptop und prüft Abrechnungen
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Politik & Wirtschaft

Wohnkostenbelastung

Selbst nutzende Eigentümer besonders stark belastet

Die zunehmende Wohnkostenbelastung ist in aller Munde. Allerdings beschränkt sich der öffentliche Diskurs hierbei meistens auf steigende Mietpreise. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt allerdings, dass selbst nutzende Eigentümer durch Kredite im Mittel deutlich stärker belastet sind als vergleichbare Mieterhaushalte nach einem Umzug.

 

Der Weg in die eigenen vier Wände bleibt für viele Menschen ein unerfüllter Traum. Hohe Erwerbskosten, strenge Finanzierungsbedingungen und eine verfehlte Förderpolitik stehen dem Wunsch nach Wohneigentum entgegen. Besonders junge Familien sind überproportional stark von diesen Hürden betroffen. Die Eigentümerquote stagniert seit einem Jahrzehnt. Dabei gibt es eine Vielzahl an Haushalten, die gerne Wohneigentum erwerben würden, jedoch an den derzeitigen Rahmenbedingungen scheitern.

 

Steigende Kaufpreise
Die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) sowie für Eigentumswohnungen (ETW) sind in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Zahlen des German Real Estate Index zufolge erreichten die Preise für EZFH ihren Höhepunkt im ersten Quartal 2022, und die für ETW gipfelten im zweiten Quartal 2022. Insgesamt stiegen die Preise seit dem ersten Quartal 2015 um 107,9 Prozent (EZFH) beziehungsweise um 108,6 Prozent (ETW). Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von über 13 Prozent. Bis zum ersten Quartal 2024 fielen die Preise aufgrund steigender Zinsen zunächst etwas ab. Seither sind sie aber wieder um 5,2 Prozent (EZFH) und 3,6 Prozent (ETW) angestiegen. Zahlen der Deutschen Bundesbank zeigen, dass der Preisrückgang ab 2022 die Zinssteigerungen nicht vollständig kompensieren konnte. Wie die Grafik verdeutlicht, ging das Volumen der Wohnungsbaukredite (graue Fläche), die von deutschen Banken an private Haushalte ausgezahlt wurden, mit dem Zinsanstieg (pinkfarbene Linie) deutlich zurück. Die Zahl der Haushalte, die für die Eigentumsbildung einen Kredit bei einer Bank aufnahmen, war also rückläufig. Seit Ende 2023 stabilisiert sich die Situation allerdings wieder.

 

 

40 Prozent des Haushaltseinkommens für Tilgung benötigt
Nach aktuellen Zahlen des IW Köln hat sich die Bezahlbarkeit von Wohneigentum seit dem Höchststand der Zinsen im ersten Quartal 2024 leicht verbessert. Während Haushalte zu diesem Zeitpunkt bis zu 45 Prozent ihres Einkommens für Annuitäten aufwenden mussten, liegt dieser Wert aktuell aber immer noch bei 40 Prozent und bleibt damit weit über dem Niveau vor der Zinswende, als lediglich 30 Prozent des Einkommens erforderlich waren. Die Annuitätenbelastung ist in nahezu allen Regionen höher als die Mietkostenbelastung bei Neuvermietung. Diese Diskrepanz ist besonders in urbanen Ballungsräumen ausgeprägt, wo hohe Immobilienpreise und die damit verbundenen Finanzierungsbelastungen die Erschwinglichkeit von Wohneigentum stark einschränken.

Diese Unterschiede unterstreichen, dass die Mietbelastung bundesweit zwar gestiegen ist, sie jedoch im Vergleich zur Annuitätenbelastung oft die wirtschaftlichere Option bleibt – besonders in urbanen Regionen.

 

Fazit

Die Stärkung von Wohneigentum muss ein zentrales Ziel der deutschen Wohnungspolitik sein. Es bedarf eines umfangreichen Maßnahmenpaketes, das bestehende Hürden beseitigt und jenen Haushalten, die diesen Wunsch hegen, den Zugang zu Wohneigentum ermöglicht. Dies ist nicht nur eine Frage der individuellen Lebensplanung, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die eng mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der langfristigen Stabilität des Wohnungsmarktes verbunden ist.

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